Das Schauspiel von Wirklichkeit und Traum

Irgendwoher hallt ein Tropfen, als Erinnerung an den vorübergezogenen Regen und das leise Knirschen von Kieselsteinen unter Gummisohlen. Der Himmel leuchtet mystisch im gedämpften Orange des Sonnenuntergangs. Es sind Momente wie diese, welche den Alltag aushebeln, um die Welt von neuen Empfindungen zu zeichnen.

Alles ist wie es ist, die letzten Tage, die letzten Monate. Das Fenster öffnet sich und alles, was war, verschwindet hinter einem Vorhang der Unwirklichkeit; wie ein Traum, an den man sich am Morgen noch vage zu klammen versucht, nur um ihn in den Farben der scheinbaren Wirklichkeit zu verlieren.

Wer sind wir wirklich, während wir unserem Streben nachsinnen? Was ist unser Zweck, während die Welt ihren Weg geht, ganz gleich, was wir zu beeinflussen versuchen?

So sehr wir uns auch dagegenstellen mögen, so geht doch jeden Morgen die Sonne auf und jeden Abend der Mond. Die Welt dreht sich weiter, während wir in Sorgen versinken, uns in Gelüsten verlieren, in einem vorübergehenden Glücksgefühl schwelgen. Wie sieht die Wahrhaftigkeit aus, hinter all diesen Illusionen?

Die Ehre, den Sinn des Lebens jemals zu verstehen, wird uns wohl kaum je vollumfänglich zuteil. Doch in kurzen Momenten lässt vielleicht ein Wellen vom Vorhang ein Gefühl erhaschen. Ein kurzer Anflug von Verstehen, dessen Nachhauch wir auf der Wange fühlen.

Wann bist du glücklich? Zwischen dir und deinem Traum-Ich

Letztens las ich einen Artikel im Frauenmagazin „emotion“, zum Thema Kleiderschrank ausmisten. Gemäss dem Artikel kauft man seine Kleidung am ehesten danach ein, wer man gerne wäre, nicht danach, wer man ist.

Dieser Gedanke liess mich eine Weile nicht los. Ich fragte mich: Ist man nicht dann am glücklichsten, wenn man genau der Mensch gerne wäre, der man ist? Und wie wird man so glücklich mit sich selbst? Dies brachte mich zur nächsten Frage, wann ich mich wie „Ich“ und gleichzeitig mit diesem „Ich“ am wohlsten fühle. Meistens sind das Momente beim Sport oder in der Meditation. Insgesamt sind es diejenigen Momente, in denen ich fähig werde, meinem eigenen Ich und meinem Lebensinhalt rundum positive Gedanken gegenüber zu bringen.

Kennst du das Gefühl, dich selbst immer mehr zu verlieren, wenn du gerade im Alltag untergehst?

Sobald ich einige Wochen am Stück kaum Zeit für mich finde, sondern in Gedanken immer nur im Job, bei irgendwelchen Sorgen und anderen Menschen bin, glaube ich, mein Leben nicht so zu führen, wie ich es gerne will. Dabei vergesse ich, dass ich letztes Mal, als ich über mich und mein Leben nachgedacht habe, beschlossen habe, mich auf das, was gerade IST zu konzentrieren und zu versuchen, darin immer das Positive zu sehen. Und das ist genau dieses «Im Alltag feststecken». Mein Job gibt mir das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun und er erfüllt mich mit Stolz. Meine Beziehung gibt mir das Gefühl, nicht alleine zu sein und geliebt zu werden. Sie gibt mir Nähe und mir selbst einen Ort, an dem ich meine eigene Liebe geben kann. Freunde bringen Farbe, Freude und Abenteuer dazu und die Welt an sich schenkt mir jeden Tag neue Erlebnisse.

Diese Wechselbeziehung zwischen dem Glücklich-sein mit dem was ist und den Gedanken, mich in dem einfachen Leben zu verlieren, gleicht einer Pendelbewegung.

Aber wie muss man denn nun sein, um mit sich selbst glücklich zu sein?

Eigentlich ist die Antwort ganz einfach: Sei du selbst und liebe dich so, wie du bist!

Leider ist das trotzdem nicht immer so einfach. Darum gebe ich dir gerne ein paar Erkenntisse mit, die mir in meinem eigenen Glücklich-werden-Prozess immer wieder geholfen haben:

  • Wenn du unglücklich bist, frage dich zuerst einmal, wieso genau?
    Was macht dich so unglücklich? Wenn du dir über die genaue Ursache im Klaren bist, kannst du auch viel eher etwas dagegen unternehmen.
    Ist der wahre Grund z.B. wirklich der Stress? Oder ist es eher, weil du gerade in diesem Moment überlegst, was du alles tun könntest ohne diesen Stress?
    Hand aufs Herz: Aus eigener Erfahrung macht man in der Freizeit selten das, was man sich im Stress wünschen würde.
  • Wenn du dir etwas an dir selber wünschst, das im Bereich des Möglichen liegt: Mach es!
    Träume nicht immer davon, wie zufrieden du mit dir wärst, wenn du ab und zu Sport machen würdest. Geh raus und mache Sport!
    Wenn du dir erträumst, kreativer zu sein: Fang einfach damit an. Schiebe es nicht immer hinaus, fang einfach mal an, rein für das gute Gefühl.
    Aber vor allem: Fang klein an, damit die Freude daran nicht gleich wieder abklingt. Auch wenn du nicht bereits von Anfang an die Erfolge hast, die du dir erträumst (wer hat das schon ;) ), die Selbstzufriedenheit wird bestimmt nicht auf sich warten lassen.
  • Frag dich immer wieder, ob das, was du dir erträumst und das, was dich tatsächlich glücklich macht, wirklich übereinstimmt.
    Manchmal glaubt man, eine Sache würde einen zu einem zufriedeneren Menschen machen. Wenn man sie dann hat, bzw. umgesetzt hat, ist man erstaunlicherweise aber gar nicht glücklicher. In diesen Fällen liegt das Problem mit ziemlicher Sicherheit an einem anderen Ort. Vielleicht hast du zu hohe Erwartungen an dich selbst oder du willst jemand sein, der gar nicht zu dir passt.
  • Wie ist das, was du gerne wärst und das, was du bist, überhaupt mit der Realität vereinbar?
    Man hat immer wieder romantisierte Vorstellungen einer Perfektion, die so gar nicht existieren kann und vielleicht nicht einmal glücklich machen würde.
  • Ganz grundsätzlich, um noch einmal auf den Anfang von diesem Artikel zu sprechen zu kommen:
    Am glücklichsten ist man sicher, wenn man mit sich selbst ohne Wenn und Aber zufrieden sein kann. Dazu gehört viel Akzeptanz von eigenen Grenzen und Fehlern. Natürlich ist es nicht einfach, sich diese einzugestehen. Aber es kann auch unheimlich befreiend sein.

Alle diese Ideen sind natürlich wieder voller Theorie. In Wirklichkeit ist es nicht so einfach, sich Fehler einzugestehen, Träume zu verwerfen, weil sie nicht dem entsprechen, was eben Wahrheit ist, oder sich selbst dazu zu motivieren, tatsächlich etwas zu ändern.

Eine Möglichkeit sehe ich darin, der Realität in Gedanken genau diesen Fotofilter zu geben, den man für seine Träumereien benutzt. Denn gerade wenn ich diesen einen Text von mir selbst noch einmal durchlese, komme ich zum Schluss, dass es doch immer wieder die eigenen Gedankenbilder sind, die etwas zum Guten oder Schlechten wenden können.

Mein Schneeauto und der Gentleman mit dem Enteiser

Mein Auto spielte Schneemann, schon seit der ersten grossen Himmelsentleerung diesen Winter. Es musste bestimmt ganz schön frieren, als ich es heute Morgen besuchte. Etwa eine Viertelstunde Auto abschaben später hatten wir die Rolle gewechselt und ich selbst war nun von Kopf bis Fuss mit Schnee bedeckt. Das Eis war allerdings noch immer nicht entfernt.

Jemand kam herangefahren und hielt kurz vor mir an. Ein junger Mann stieg aus, ging zum Kofferraum und kam dann zu mir. Er drückte mir eine Sprühflasche mit blauem Mittel in die Hand und ich starrte ihn verdutzt an. Etwas sprachlos fragte ich, ob ich das einfach überall drauf sprühen könne. Er sagte «ja» und meinte noch «schon gut». Dann ging er zurück und fuhr weg. Ich stand noch etwas verdutzt da und wedelte ihm mit der Flasche zu. Wie jetzt, und wann gebe ich sie zurück?

Dankbar über den Enteiser widmete ich mich wieder meinem süssen Auto. Ich hatte noch nicht einmal Danke gesagt! Und wahrscheinlich, wenn ich so zurückdenke, hatte ich ihn nur mit offenem Mund und grossen Augen angestarrt. Hatte ich überhaupt ein Wort gesagt?

Eine Welle Glück machte sich in meinem Bauch breit. Und das schlechte Gewissen, nicht einmal Danke gesagt, sondern nur dumm gestarrt zu haben wie ein Goldfisch. Gibt es tatsächlich Menschen, die behaupten, es gäbe nur noch egoistische und selbstsüchtige Persönlichkeiten?

Im Nachhinein frage ich mich, ob mein Helfer in der Nachbarschaft wohnhaft ist und die Zeit vorher den Schaber-Lärm ertragen musste. Und vielleicht hat er ja Mitleid gekriegt, wie ich halbwegs im Maschendrahtzaun hing, um überhaupt auf das Dach von meinem Auto zu kommen.

Heute kann mir jedenfalls niemand weismachen, es gäbe keine spontanen, hilfsbereiten Menschen.

In diesem Sinne:

Von ganzem Herzen ein grosses DANKE an meinen Helfer.

Es kreucht und fleucht – Wie der Start in den Frühling gelingt

Der vor ein paar Wochen noch leere Stadtpark ist heute voller Leben. Ein Kind nach dem anderen drängt auf die Rutsche, es quietscht und rennt und fällt und weint, während Mamis besorgt versuchen, den Überblick zu behalten. Am anderen Ende des Parks sieht der Frühling viel ruhiger aus. Ein paar Studenten versuchen zwischen den Sonnenstrahlen Formeln zu erkennen, andere machen sich diese Mühe gar nicht mehr und liegen nur noch da.

Wie jedem Zyklus, lassen sich auch den Jahreszeiten bestimmte Qualitäten zuordnen. Der Frühling scheint sich besonders für Neuanfänge zu eignen. Die Natur macht uns dies brav vor, indem sie aus ihrem Winterschlaf erwacht unsere Welt mit neuer Farbe streicht.

Auch wir können diese Zeit nutzen und die neuen Glückshormone zu Taten umwandeln.

 

Ein paar Ideen, wie ein optimaler Start in den Frühling gelingt:

 

  • Zu allererst: Es muss nicht alles anstrengend sein, was das Leben schöner macht. Mach es der Natur nach und sorge für einen neuen Duft, ein neues Kleid, oder auch einfach nur eine neue, hübsche Tasse für den Frühstückskaffee.

 

  • Wenn du dich dem neuen Leben in der Welt etwas verbundener fühlen willst, kauf dir Töpfe, Erde und Samen und kreiere deinen eigenen kleinen Garten. Es kann eine unglaubliche Freude sein, zu sehen, wie deine kleinen Sprösslinge ihre Köpfe aus der Erde strecken.

 

  • Jetzt ist eine schöne Zeit, um mit Sport im Freien zu beginnen. Zugegeben, dieser Punkt kostet einiges an Überwindung, wenn man ein Sportmuffel ist. Sobald aber der innere Schweinehund überwunden ist, wirst du dich dadurch erfüllt und ausgeglichen fühlen.

 

  • Du hast frei, die Sonne scheint und du weisst nicht, was du tun sollst? Geh einfach raus, setz dich an die Sonne und tue nichts. Die Pflanzen werden dich in ihren Kreisen als Sonnenanbeter bestimmt gerne willkommen heissen. Du kannst zwar keine Photosynthese, aber doch immerhin das Glücks-Vitamin D3 tanken.

 

  • Damit die Artenvielfalt unserer Flora und Fauna auch in ein paar Jahren noch verzaubert, müssen wir etwas für unsere summenden Freunde und Helfer, die Bienen, tun. Dafür kann man sich zum Beispiel eine eigene kleine Aufzucht mieten. Mehr Infos dazu findest du hier: http://www.rentabee.ch. Eine süsse und einfache Methode, um die verbliebene Schönheit unserer Welt zu erhalten.

 

 

In diesem Sinne: Ein summender Frühlingsgruss

Wie man im Lebenskampf nicht untergeht: mein Geheimtipp!

Das Leben bietet uns immer neue Hindernisse. So viel wir auch kämpfen, uns Mühe geben und wie ein Stehaufmännchen immer wieder von neuem auf die Zukunft zu gehen, es hört nie auf. Dann und wann wird ein Problem unüberwindbar. Zumindest scheint es so. Und dann stellt sich die Frage: Wie weit kann ich gehen? Wann ist genug gekämpft?

Es gibt viele Bereiche im Leben, die je nach Situation unsere ganzen Kräfte rauben können. Sei es der Beruf, die Kollegen, die Liebe, die Familie, unser Äusseres, unsere Gesundheit. Je nach Persönlichkeit und Schicksal haben wir andere Probleme. Aber eines ist klar: Zu kämpfen hat jeder!

Ich persönlich bin der Meinung, dass es sich immer lohnt, für einen Traum zu kämpfen, solange es einen nicht zerstört. In unserer Gesellschaft wird schon genug anderes schnell aufgegeben und weggeworfen. Mit unseren Träumen sollten wir vorsichtiger umgehen. Aber nicht nur mit unseren Träumen, auch mit uns selbst, unserem Körper, unserer Psyche. Daher ist es immer wichtig, das richtige Mass zu finden.

Oft kommt es auf den Blickwinkel an, die Art, wie wir auf eine Begebenheit zugehen und wie wir unsere Gedanken ausrichten, ob ein Ziel erreicht wird oder nicht. Gehen wir voller Mut und Glaube an das Gute an etwas heran, so kann sich alleine durch die Einstellung, die wir mitbringen, unser Vorhaben vereinfachen.

Schlussendlich muss jeder für sich selber herausfinden, wie weit er gehen kann.

 

Ich möchte dir hier 5 einfache Tipps mitgeben, um im Lebenskampf nicht umzugehen:

 

  • Höre auf dich selbst, auf dein Herz und deine Intuition. Sie sagen dir, welchen Weg du wirklich für richtig hältst. Sollte der Verstand dagegen sprechen, missachte ihn aber keinesfalls. Wäge gut ab, ob ein möglicher Rückschlag zu viel wäre, oder ob du das Risiko eingehen kannst.
  •  Lass die Meinungen anderer aussen vor. Egal was du tust, irgendjemand wird bestimmt etwas dagegen einzuwenden haben. Und dabei ist es wirklich EGAL, was du tust. Also tust du am besten das, was du selbst für richtig hältst. Nur du kennst dich wirklich gut genug, um für dich zu entscheiden.
  •  Mit den eigenen Gedanken kann man viel manipulieren. Es ist ein grosser Unterschied, ob du mit der Einstellung „Ich schaffe das! Und falls nicht, macht es mich immerhin stärker!“ an etwas heran gehst, oder ob du schon von Anfang an denkst: „Hoffentlich schaffe ich das! Wenn nicht, weiss ich nicht, wie ich dann leben soll.“
  •  Wenn du wirklich glaubst, an etwas kaputt zu gehen, dann lass es. Wenn die Hoffnung zunichte ist und du dich gleichzeitig nicht mehr fähig fühlst, stark zu bleiben, ist es manchmal besser, etwas einfach gehen zu lassen. Kein Traum der Welt bringt dir wirklich Erfüllung, wenn du am Ende nur noch ein Häufchen Elend bist.
  •  Und zum Schluss noch mein Geheimtipp in schwierigen Momenten:

Wenn ich mich in einer Situation gefangen fühle und nicht weiter weiss, versuche ich es mit dieser kleinen Übung: Ich stelle mir vor, ich hätte mein Leben hinter mir. Ich bin eine alte Omi, liege auf dem Sterbebett und denke an mein Leben zurück. Dabei sehe ich von dieser Vorstellung aus auf genau diesen Moment zurück und frage mich: Wie viel Bedeutung hat das hier wirklich? Wenn ich als alte Frau auf mein Leben zurück blicke, ist dieses Problem dann wirklich so schlimm? Irgendwie bin ich dann ja wohl alt geworden und egal, was aus der Situation wurde, ich habe gelebt. War es dann wirklich der absolute Untergang, dass ich diese Prüfung nicht bestanden habe? Oder dass der Freund gerade Schluss gemacht hat? Oder dass ich gerade vom Chef eine Strafpredigt erhalten habe? Oder kann ich darüber lächeln und mir denken: Ach, was habe ich mir damals den Kopf zerbrochen! Am Ende war alles gar nicht so schlimm.

Meine 10 aktuellsten «Bin ich eigentlich die Einzige»-Fragen

Kennst du das? Alle reden von einem Thema, alle empfinden etwas als vollkommen normal, alle denken anders als du. Zumindest scheinen es alle zu sein. Und du fragst dich dauernd: Bin ich eigentlich der/die Einzige, der/die anders denkt?

In letzter Zeit geht es mir immer häufiger so. Deshalb habe ich kurzerhand eine Liste mit den 10 für mich aktuellsten Themen erstellt:

 

Bin ich eigentlich die Einzige …

 

… die keine Weltreise-Sehnsucht hat, trotz perfektem Alter dafür

Alle wollen weg, die Welt kennen lernen. Andere Kulturen, andere Sitten, andere Natur. Dabei kommunikativ sein und Couchsurfing nutzen um den Ort aus den Augen Einheimischer zu erleben. Das alles ist ja super und ich verstehe die Abenteuerlust auch wirklich gut. Trotzdem habe ich selbst nicht dieses innere Reissen, alles stehen und liegen zu lassen, um für ein Jahr ein Leben als Backpackerin zu führen. Viel mehr sehne ich mich nach einem gemütlichen Nest, in dem ich mich zuhause fühlen kann. Ein Platz zum Leben an einem Ort, der nicht ein paar Wochen oder Monate später wieder mit Tränen in den Augen verabschiedet werden muss.

 

… die an Weltverbesserer-Anlässen statt Lösungsansätzen nur ein schlechtes Gewissen bekommt?

Vegan leben, Fairtrade, Bio, aus der Region einkaufen, am besten nie mehr Elektrizität benutzen. Der Trend zum bewussteren Leben war wohl kaum einmal so stark wie jetzt. Immer mehr Bewegungen rufen zu einem umweltverträglichen und gleichzeitig menschenfreundlichen Leben auf. Finde ich gut, wirklich! Ich versuche auch in möglichst vielen Bereichen auf mein Verhalten zu achten und mich zu bessern, der Umwelt zuliebe, Menschen zuliebe. Leider fehlen mir nur allzu oft die nötigen Finanzen, um mich auch ganz darauf zu stützen. Und ganz ehrlich, auch die Energie. Was bleibt, ist das schlechte Gewissen.

 

… die langsam die Nase voll hat von der Flüchtlingsdebatte?

Nicht, dass es nicht sinnvoll wäre, darüber zu diskutieren. Es muss eine Lösung gefunden werden, keine Frage. Nur geht es in der Debatte meist nicht um Lösungen, sondern nur noch um «die Bösen anderen». Diejenigen, die für die Flüchtlinge Partei ergreifen, sind gegen die, welche sich dagegen stellen, und umgekehrt. Es geht nur noch darum, die anderen an den Pranger zu stellen. Hauptsache, man kann motzen. 

 

… die nur noch Bahnhof versteht, sobald es um die Börsenwelt geht?

Die Zeitungen erzählen locker vor sich hin von Börsencrash, Finanzkrise und Wirtschaftswachstum. Klar, ich verstehe dann so viel wie «uns gehts gut» oder «uns gehts schlecht». Aber mal ehrlich, das ganze Geplänkel rund herum, mit dessen Wissen Leute sich eine goldene Nase verdienen um danach in das grosse Schuldenloch zu stürzen, verstehe ich nicht. Das ist für mich eine andere Welt. Sollen sich andere den grossen Fisch an Land ziehen, mir ist er zu schwer.

 

… die langsam genug hat von all den «möchtegern-Hipster»-Artikeln?

Mittlerweile entdecke ich fast in jeder Zeitschrift Texte, die sich selber witzig finden. Finde ich übrigens gar nicht witzig. Das kommt oft unheimlich gestellt rüber. Ein Drittel der Wörter stammt aus einer Slang-Sprache, ein anderer Drittel fühlt sich irgendwie englisch und darum cooler (genau wie dieses Wort cool, nur noch neumodischer, denn das ist schon wieder veraltet), und der letzte Drittel ist noch normal, einfach nur deshalb, weil man nicht darum herum kommt. Irgendwie vermisse ich die guten alten, literarisch wertvollen Texte.

 

… die sich öfter einmal in Gedanken selbst ermahnt und dabei schizophren fühlt?

Manchmal komme ich mir wirklich doof vor. Das ist oft dann, wenn ich in Gedanken mit mir selber rede. Meistens sagt mir dann mein Verstand klipp und klar, ich solle etwas nicht tun. Dabei fühle ich mich auch noch wie ein kleines, unerzogenes Gör, das von seiner Mami ermahnt werden muss. Als hätte sie sich in meinem Kopf niedergelassen, als ich zuhause ausgezogen bin. 

 

… deren Nerven manchmal zu explodieren drohen, wenn im Zug derjenige auf dem Sitz nebenan skrupellos sein Bein an das eigene schmiegt?

Ich weiss, viele Menschen mögen Körperkontakt. Auch ich fühle mich öfter einmal einsam und sehne mich nach Nähe. ABER, bitte nicht so! Ernsthaft, wenn das Nebenan mich in einem Moment erwischt, in dem ich auch noch Hunger habe und ich, wie doof, kein Snickers bei mir habe, ist es arm dran. In meinem Kopf spielt sich in so einer Situation während der ganzen Fahrt das Szenario ab, wie ich ihm Ohrfeigen verpasse, oder Schlimmeres. In der Realität wird das Opfer in der Zwischenzeit von meinen Blicken getötet oder tunlichst ignoriert.

 

.. die sich manchmal die alte Rollenverteilung in der Familie zurück wünscht?

Früher war alles besser – der Standardspruch älterer Leute. Entweder bin ich in den letzten Jahren sehr schnell gealtert, oder etwas stimmt nicht mit mir. Während der Feminismus und «Frauen in Manager-Jobs» voll im Gange sind, wünsche ich mir oft die Einfachheit von früher zurück. Natürlich möchte ich die Möglichkeit, Karriere zu machen, als Frau nicht missen. Auch die Bildung und die Integration in jegliche Ebene des Berufslebens, finde ich im Grunde nicht schlecht. Dafür bekommt man heutzutage bereits schräge Seitenblicke, wenn man als junge Frau behauptet, sich eine normale Familie, Zeit für Kinder und ein Leben als Hausfrau zu wünschen.

 

… die sich von den vielen Möglichkeiten viel mehr unter Druck gesetzt statt frei fühlt?

Der Spruch «Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg» verfolgt uns. Wir tragen die ganze Verantwortung für jeden Lebensbereich. Ist etwas nicht so, wie es sein sollte, so ist scheinbar unser Wille zu schwach, unser Leben zum Positiven zu verändern. Jedenfalls in der Theorie. In der Praxis sieht das anders aus. Oft fehlen trotzdem die nötigen Mittel oder schlicht und einfach die Energie, sich etwas anzunehmen. Und was, wenn man sich von den Möglichkeiten so überrollt fühlt, dass man nicht weiss, was man will?

 

… die sich für Selfies eher schämt als damit zu prahlen?

Sie werden immer prominenter und haben sogar schon ein eigenes Gadget. Fast jeder Facebook-Account einer realen Person wird mit Selfies geschmückt. Diese neue Selbst-Darstellungsform finden scheinbar alle toll. Ich weiss nicht, ob meine Scham so etwas regelmässig online zu stellen daran liegt, dass ich mich nicht gerade als fotogen bezeichnen würde. Vielleicht liegt es auch nur an der gefühlten Arroganz, wenn ich in der Öffentlichkeit das Handy vor meine Nase halte um ihm Grimassen, Duckfaces oder das süsseste Lächeln ever zuzuwerfen.

 

Wie geht es dir damit? Hast du auch manchmal das Gefühl, der/die Einzige zu sein, der/die irgendwie anders denkt als der Rest?

Rezension: «Liebten Wir»

Titel: Liebten Wir
Autorin: Nina Blazon
Genre: Roman

 

«Liebten Wir» von Nina Blazon

«Fotos verraten alles. Sie zeigen das, was gezeigt werden soll – aber darüber  hinaus zeigen sie die Lücken in den Familien, die schadhaften Stellen am Haus.»

«Verstohlene Blicke, versteckte Gesten, die Abgründe hinter lächelnden Gesichtern: Fotografin Mo sieht durch ihre Linse alles. Wenn sie der Welt ohne den Filter ihrer Kamera begegnen soll, wird es kompliziert. Mit ihrer Schwester hat sie sich zerstritten, von ihrem Vater entfremdet. Umso mehr freut sich Mo auf das Familienfest ihres Freundes Leon. Doch das endet in einer Katastrophe. Mo reicht es. Gemeinsam mit Aino, Leons eigensinniger Grossmutter, flieht sie nach Finnland. Eine Reise auf Umwegen für die beiden grundverschiedenen Frauen. Als Mo in Helsinki Ainos geheime Lebensgeschichte entdeckt, ist sie selbst ein anderer Mensch.»

(Buchklappentext)

 

Mein Leseerlebnis

Neue Sichtweisen prägen das Buch vom Anfang bis zum Schluss. Die Welt wird beleuchtet durch die Augen der Vergangenheit, die mit der Gegenwart verschmilzt. Sie machen bewusst, wie viele Details über die Jahre verloren scheinen und trotzdem in allem mitschwingen, was ist.

Moira und Aino versuchen, ihrer beider Leben Stück für Stück wie ein Puzzlespiel zusammen zu setzen. Vor allem für Moira ist der Zwangsausflug eine harte Prüfung. Einerseits hat sie es mit einer verrückten Alten zu tun, andererseits mit ihrem eigenen verkorksten Leben, das sich wie eine riesige Welle vor ihr aufbäumt, jederzeit bereit, sie unter sich zu begraben. Doch wo Probleme aufeinander treffen, können auch Wunder geschehen.

Es ist keine Geschichte, die beflügelt. Eher eine, die tief geht, Verborgenes berührt und erschüttert. Aber auch eine, die mitreisst und motiviert, sich mit seinen eigenen Grauzonen auseinander zu setzen. Freundschaft und Liebe werden aus ernüchternd realen Blickwinkeln beleuchtet, Hintergründe für Handlungen und Gedanken berührend echt beschrieben. Es ist ein Buch voll dunkler Geheimnisse, deren vergilbte Seiten man während dem Lesen zu riechen glaubt.

Die Spannung lässt einen bis zum Ende kaum Atem holen. Unerwartete Wendungen, neue Freundschaften, alte Leichen. All das, betrachtet durch den Sucher einer Kamera, an die sich verzweifelt die Finger eines Menschen krallen, der die Welt hinter dem Objektiv nicht sehen will.

Der Schreibstil des Buches ist fliessend und mitreissend. Es war wieder einmal eines dieser Bücher, das ich ab der ersten Seite kaum mehr aus den Händen legen konnte und verschlang, als wäre mein eigenes Schicksal davon abhängig.

 

Buchklappentext über die Autorin

«Nina Blazon, geboren 1969 in Slowenien, studierte Slawistik und Germanistik in Würzburg und lebt inzwischen in Stuttgart, wo sie als freie Journalistin, Autorin und Texterin arbeitet. Nina Blazon ist Autorin zahlreicher Jugendromane. Sie wurde mit dem Deutschen Phantastikpreis und dem Wolfgang-Hohlbein-Preis ausgezeichnet.»

 

Weitere Buchangaben

Erscheinungsdatum: 2015
Verlag: Ullstein Buchverlage GmbH
ISBN: 978-3-548-28577-1

Rezension: «Das tiefe Blau des Meeres»

Titel: Das tiefe Blau des Meeres
Autorin: Marie Lamballe
Genre: Roman

 

Vor den Ferien wurde meine Sehnsucht nach dem Meer gross genug, um mich in der Buchhandlung zu einem Spontankauf verführen zu lassen. Jetzt möchte ich dir einen Einblick in die neu entdeckte Buchstabenwelt geben.

 

«Das tiefe Blau des Meeres» von Marie Lamballe

«Als Katharina auf dem Dachboden ihres Elternhauses eine Mappe mit Aquarellen findet, ist sie sogleich fasziniert. Die Bilder zeigen malerische Landschaften, tiefblaues Meer und immer wieder einen nostalgisch anmutenden Landsitz inmitten eines verwunschenen Gartens. Doch wo befindet sich dieser magische Ort? Und wie gelangten die Bilder in den Besitz ihrer Familie? Ihre Suche führt Katharina in die Bretagne, zu einem stark verwitterten Landschlösschen an der Côte d’Eméraude. Das Anwesen gehört Ewan, einem attraktiven Bretonen, der Katharinas Neugier zunächst mit Skepsis begegnet. Doch die Bilder lassen auch ihn nicht los, und so tauchen die beiden gemeinsam ein in die Geschichte des Landschlösschens und seiner Vorbesitzer. Dabei kommen sie einem dunklen Geheimnis auf die Spur…»
(Buchklappentext)

Die Einführung klingt schon vielversprechend und exotisch. Meer, Nostalgie, magische Orte und ein Geheimnis – was will man mehr?

 

Mein Leseerlebnis:

Vergangenheit und Echtzeit, Sehnsucht und Erfüllung, grauschwarze Szenen und farbenfrohe Schilderungen, die Geschichte überrascht immer wieder aufs Neue. Sie handelt von zwei Frauen in verschiedenen Generationen. Immer wieder gibt es einen Zeitbruch, in dem die Fäden Stück für Stück zusammen geführt werden. Dabei entsteht ein unerwartetes Netz von Personen und persönlichen Wendungen. Während Margot in der Zeit des zweiten Weltkriegs um ihr Überleben kämpft, versucht sich Katharina in der heutigen Zeit an ihrem bröckelnden geordneten Leben festzuhalten.

Die Bilder, die das Buch vermittelt, sind geprägt von Nostalgie, Liebe und Neugierde. Gut ausgearbeitete und eigenständige Charaktere sorgen für gefühlte Lebendigkeit.

Während des Lesens wurde ich immer aufs Neue überrascht. Anfangs war ich, zugegeben, nicht überzeugt von dem Buch, das hat sich allerdings recht bald geändert. Vielleicht fehlte mir anfangs die Möglichkeit, mich mit der Hauptperson zu identifizieren. Aber einmal über diesen Schatten gesprungen, hatte mich die Geschichte in ihren Fängen. Und der positive Nebeneffekt: Das Buch hat mich zum Malen gebracht. So schön und voll Harmonie wurden die Szenen beschrieben, die von den Aquarellen handelten. Ich konnte nicht anders; kaum war das Buch zu Ende, holte ich Farben und Pinsel hervor.

 

Fazit:

Eine Geschichte für die Seele, die von Liebe und innerem Wachstum der Hauptpersonen getragen wird.

Trotz eigener Startschwierigkeiten kann ich das Buch auf jeden Fall weiterempfehlen. In meinen Augen ist die Zielgruppe eindeutig weiblich. Das soll aber offene männliche Wesen keinesfalls davor zurückschrecken lassen.

 

Buchklappentext über die Autorin:

«Marie Lamballe wurde in Hannover geboren. Ihre Liebe zu Frankreich entdeckte sie bereits früh; sie studierte Französisch und begann schon kurz nach dem Studium mit dem Schreiben. Inzwischen lebt die Mutter zweier erwachsener Kinder in der Nähe von Frankfurt. Ihre Ideen kann sie am besten in ihrem Lieblingscafé entwickeln.»

 

Weitere Buchangaben:

Erscheinungsdatum: 2015
Verlag: Bastei Lübbe AG, Köln
ISBN: 978-3-404-17188-0